Zuletzt geändert: 05.09.2021 durch den Autor


Verleihung des goldenen Schrumpfkopfs mit Torfnase und Pfeifen

Goldener Schrumpfkopf mit Torfnase und Pfeifen

Wegen meiner seit über zwei Jahren erfolglosen Bemühungen, nach meinem Schlaganfall wieder zu einer bezahlten Tätigkeit zu finden (und nicht mehr gezwungen zu sein, meine Lebensversicherung vorzeitig "anzuknabbern"), bin ich auf die Idee gekommen, mit Hilfe einer Preisverleihung auf mich aufmerksam zu machen.
Das müsste funktionieren. Schließlich habe ich über 30 Jahre in dem heutigen Provinznest Aachen verbracht: Die bringen sich sogar jedes Jahr auf's Neue in die Schlagzeilen, indem sie einen Preis verleihen, der nach Karl dem Großen benannt wurde - der ja nun ebenso für seinen außergewöhnlichen Hunger nach Bildung (1 Büchelchen unterm Kopfkissen), wie nach dem anderen Geschlecht (7 Mätressen für's Bett) bekannt ist.
Man könnte natürlich auch einen Preis verleihen, der in Zusammenhang mit der Elite-Universität RWTH Aachen steht, aber das interessiert in unserer Welt ja sowieso niemanden.

Also bin ich jetzt wild entschlossen, es auch nach Art der Selbst-Bebauchpinseler zu probieren.
Erster Preisträger bin selbstverständlich ich selbst; und zwar dafür, dass ich ein halbes Jahrhundert lang geglaubt habe, ich könnte stolz darauf sein, dem Volk der Dichter und Denker anzugehören. Und das, obwohl ich x-mal in wirklich aller Form gewarnt worden bin.
Beinahe täglich musste ich mir schon als Jugendlicher von meiner Mutter, die als Richterin den Blick hinter die Kulissen dieser unserer Betrügerrepublik hatte, Dinge sagen lassen wie: "Unser Rechtsstaat steht nur auf dem Papier.", "Es geht nur um die Macht." oder aber, dass ihre Kollegen stockdumm seien und dadurch geradezu fürchterliches Unrecht verursachen würden.
Ich habe es einfach nicht geglaubt, jedenfalls nicht wirklich. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass jenes Land, das Kant, Goethe, Robert Koch, Albert Einstein und mindestens die Hälfte aller großen Mathematiker der Neuzeit hervorgebracht hatte, zu einem Volk von Idioten verkommen war.
Selbst als mir ein Sportkamerad die Geschichte von dem Beamten erzählte, der sich eine Kugel in den Kopf geschossen habe und erst eine Woche später gestorben sei, hielt ich das noch für einen Witz ... als er grinsend meinte, so lange habe die Kugel gebraucht, um das Gehirn zu finden.
Heute weiß ich, dass all die Idioten und diejenigen, die Moral-fernen Schichten angehören - seien es deutsche oder auch nicht - keine Einzelfälle sind, sondern höchstens die Spitze eine Eisbergs bilden. Der einzige Unterschied ist der, dass bei einem Eisberg nur rund 90% unsichtbar sind, während die Dunkelziffer bei jenen Untaten, die es angeblich bei uns nicht gibt, bei mindestens 99% liegt.
Es waren nicht nur die bei weitem überwiegende Mehrheit unserer Lehrer am Gumminasium, die intelligenzmäßig und moralisch ihre Hauptaufgabe offensichtlich darin sah, den Marianengraben auszuloten. Heute kann ich aus nahezu jeder denkbaren Berufsgruppe Leute nennen, deren Gehirn mühelos in einen Stecknadelkopf passen würde und die moralisch irgendwo zwischen 33 und 45 stehen geblieben sind oder sich zumindest als Protagonisten von Heinrich Manns "Der Untertan" eignen würden.
Eine Ausnahme würde ich hier nur bei Staatsanwälten und Rechtsanwältinnen machen. Für die wären selbst im Marianengraben noch Tiefbohrungen nötig. Die extrem seltenen Ausnahmen bestätigen dann die Regel.

Spaß beiseite:
Aufgabe dieses Preises soll es sein, jene, leider allzu häufigen Fälle anzuprangern, wo uns von der überwiegenden Mehrheit der Medien oder sogar von offizieller Seite Personen als besonders intelligent, heldenhaft, Vorbilder oder ähnliches respektive Institutionen bzw. deren Arbeit wahrheitswidrig als großartige Errungenschaften dargestellt werden.

23.08.2021: Los geht's!
Unser heutiger Preisträger ist "Frankreichs bisher größten Politiker und Staatsmann", Napoleon Bonaparte.
Napoleon, der viel bewundert und vor allem für intelligent gehalten wurde, versuchte doch tatsächlich innerhalb nicht einmal eines Jahres, Russland zu erobern, dessen europäischer Teil allein doppelt so groß ist wie Frankreich. Obwohl er angeblich genau wusste, dass das zu erobernde Land riesengroß und - für die Versorgung seiner Armee - viel zu dünn besiedelt war.
In der Geschichte ist tatsächlich der Fall überliefert, dass aus einer relativ kleinen Stadt ein gigantisches Reich hervorging: Rom bzw. das römische Reich.
Nur: Von der Gründung Roms bis zur größten Ausdehnung des römischen Reiches verging weit mehr als ein halbes Jahrtausend. Selbst wenn man ein riesiges Territorium in einem einzigen Feldzug unterwerfen kann, so ist es jedoch völlig unmöglich, so ein Gebiet auch besetzt zu halten. Beispiel: Alexander der Große stieß bis nach Indien vor - nach seinem Tod zerfiel das von ihm eroberte Gebiet sofort in die vier Diadochenreiche.
Wenn man den Wikipedia-Artikel über den Russlandfeldzug 1812 liest, fällt auf, dass da zwar sehr viel über die umfangreiche Logistik zur Versorgung der französischen Truppen steht, aber nicht ein Wort darüber, was eigentlich nach einem Sieg kommen sollte (den es dann sowieso nicht gab).
Ich nehme an, es ist geradezu ein Standard in dieser Welt, dass irgendwelche Staatsführer oder militärische Befehlshaber sich zwar sehr viel Gedanken darüber machen, wie ein Krieg zu führen ist - aber selbst wenn der Sieg (an den man natürlich fest geglaubt hat) dann eintritt, kommt erst mal nichts als ein riesengroßes Fragezeichen.
Napoleon hätte ein einziger Blick mit Einschalten des Gehirns auf seine Karten genügt, um mehr als einer halben Million Menschen einen völlig sinnlosen (und in den meisten Fällen auch qualvollen) Tod zu ersparen.
So sei denn stellvertretend für all jene, die von ihren Bewunderern wegen ihrer - teilweise wirklich - großartigen Leistungen als intelligent gehandelt werden, aber auch mal den größten Bockmist bauen, dem selbst ernannten Kaiser der Franzosen für den Blödsinn mit dem längerfristig nie zu gewinnenden Russlandfeldzug 1812 der Goldene Schrumpfkopf mit Torfnase und Pfeifen posthum verliehen.

05.09.21: Unser heutiger Preisträger ist der ewig und überall anzutreffende Doktor Allwissend.
Auf Schritt und Tritt begegnen einem in Deutschland (und wahrscheinlich leider auch sonstwo auf der Welt) Leute, die zwar in einem Fach herausragend gut sind, aber die offensichtlich dann auch meinen, sie wüssten wirklich alles und müssten auch noch überall bestimmen.
Ohne irgendwelche Hintergrundkenntnisse und natürlich auch ohne die geringsten Kenntnisse des konkreten Einzelfalls bringen sie ganz selbstverständlich ihre - nach eigener Überzeugung - fraglos richtigen Ansichten zum Ausdruck und meinen in einem Bereich, von dem sie nicht mal die allergeringste Ahnung haben, führen zu können und sogar noch alles besser zu wissen als die Berater, die ja schließlich "nur" Fachleute auf dem entsprechenden Gebiet sind.
Man wird da das Gefühl nicht los, die würden einen Maler mit der Elektroinstallation ihres Hauses betrauen, wenn er nur ein guter Maler wäre.

05.09.21: Und weil mir das Schreiben heute so gut von der Hand geht, verleihen wir den Preis gleich noch ein zweites Mal, nämlich an den millionenfach bewunderten und von sich selbst überzeugten Idioten Karl Marx: für das außerordentlich sorgfältige Erklären eines Zusammenhangs, den es nicht gibt.

Ich muss ein bisschen ausholen: Im siebzehnten und auch noch achtzehnten Jahrhundert führte der Adel ein fröhliches und sorgloses Leben auf dem Rücken der Bauern. Die Adligen arbeiteten so hart wie im allgemeinen deutsche Beamte, sprich: gar nicht. Ohne Zweifel: Der Adel war unproduktiv.

Die Physiokraten, Vorläufer der Volkswirtschaftler, nahmen das wahr, und weil Wissenschaft immer kritisch und damit politisch eher links ist, wollte man dem Adel auf wissenschaftlicher Basis einen reinwürgen: Man trachtete danach zu beweisen, dass der Wert einer Ware von der hineingesteckten Arbeit abhänge, um damit höchst wissenschaftlich zu belegen, dass der Adel genau nichts zu den vom Volk geschaffenen Werten beitrage.

Schon fünfzig Jahre vor der Veröffentlichung des ersten Bandes des "Kapitals" kamen jedoch die ersten Zweifel an der Grundthese der Arbeitswerttheorie: Heute weiß jedes Kind, das Angebot und Nachfrage den Preis regeln. Was dabei vielleicht nicht jedem auf Anhieb klar ist: Das heißt auch, dass es völlig egal ist, wieviel Arbeit in eine Sache hinein gesteckt wurde: Ob ich etwas geerbt, auf der Straße gefunden oder ich es hart erarbeitet habe: Ein nur halbwegs intelligenter Käufer wird ausschließlich das bezahlen, was die Sache ihm bringt.
Nun, das Kapital enthält im Wesentlichen die Mehrwerttheorie, und das ist eine spezielle Arbeitswerttheorie: Marx erklärt den Wert einer Ware aus der hineingesteckten Arbeit und dem, was sich der Kapitalist in die Tasche steckt. Wobei Marx schon mal so etwas wie Preisverfall durch technischen Fortschritt übersah. Und die Geschichte des 19. Jahrhunderts ist voll von technischem Fortschritt!
Nichts desto trotz bekamen zahlreiche Staaten im 20. Jahrhundert ein "marxistisches" Wirtschaftssystem. Revoluzzer und Politiker sind halt "ausgezeichnete Fachleute", vor allem auf dem Gebiet der Volkswirtschaftslehre. In diesem Zusammenhang gelten meine besonderen Grüße Chemnitz (dem ehemaligen Karl-Marx-Stadt) und vor allen Dingen Trier, wo man bis auf heutigen Tag meint, auf diesen Sohn der Stadt auch noch stolz sein zu müssen!

Harald K., E-Mail: harald.kellerwessel@web.de

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